Klimaziele 2030-2060

Deutschland, die EU, die USA, China und viele weitere Staaten haben ihre Klimaziele um Jahre nach vorne verschoben. Bis zum Jahr 2030 sollen die Emissionen von Treibhausgasen um bis zu 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 sinken. Und bis zum Jahr 2050 wollen viele Staaten Klimaneutralität erreichen. Einige weitere Länder planen dies bis 2060.

Diese Ziele unterstreichen, wie wichtig es ist, die Auswirkungen des globalen Klimawandels möglichst schnell zu begrenzen. Denn aus Liebe zur Natur und zur Erhaltung der Erde haben sich die Staaten nicht auf diese Klimaziele geeinigt.
Die Proteste von Fridays for Future, die Informationen von Scientists for Future usw. waren zwar wichtig. Aber sie wären wohl doch wirkungslos geblieben, wenn es nicht einen viel ausschlaggebenderen Grund dafür gibt, dass jetzt etwas mehr Tempo in die Umsetzung der Klimaziele kommt.

Wie so oft sind die Gründe hierfür hauptsächlich wirtschaftliche Überlegungen: Wie sich in den letzten Jahren immer deutlicher zeigt, sind die Auswirkungen und insbesondere auch die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels sehr viel teurer als ein weiter so bei den fossilen Brennstoffen und den damit verknüpften Treibhausgasemissionen. Und dass die Klimaziele immer öfter nach vorne verschoben werden, zeigt, wie groß die Gefahr einer Klimakrise und deren wirtschaftliche Folgen sind.

Doch dies alleine reicht noch nicht, um die Ziele auch wirklich zu erreichen. Werden die vereinbarten Maßnahmen tatsächlich auch umgesetzt? Und sind sie wirksam genug, um die drohende globale Erwärmung von über 2 Grad Celsius abzuwenden?
Was sagen die Experten und die Modellierungen: Können die aktuellen Klimaziele eine globale Klimakrise verhindern? Oder kommen diese zu spät und werden zu langsam umgesetzt?

In diesem Artikel fassen wir zusammen, auf welche Klimaziele sich die verschiedenen Staaten verständigt haben und in welchem Zeitrahmen sie diese erreichen wollen. Wir gehen darauf, welche Maßnahmen vereinbart wurden und inwieweit die Umsetzung der Ziele gelingt. Und schließlich untersuchen wir detailliert die Frage, ob diese Klimaziele eine Klimakrise globalen Ausmaßes abwenden können.

Klimakonferenzen

Wie wurden die Klimaziele festgelegt und beschlossen?
Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich die politischen Vertreter und wissenschaftlichen Experten aus fast allen Staaten der Erde zu mehreren internationalen Klimakonferenzen getroffen.

Dabei wurden mögliche Schritte zur Eindämmung der Klimakrise zunächst diskutiert und dann auf späteren Konferenzen auch vereinbart. Zu den wichtigsten Klimakonferenzen, Abkommen und Vereinbarungen der letzten 30 Jahre zählen dabei:

  • Klimarahmenkonvention von Rio de Janeiro, 1992
  • erste Weltklimakonferenz in Berlin, 1995
  • Klimarahmenkonvention von Kyoto, 1997
  • Kyoto Protokoll von 2005
  • Die Klimakonferenz auf Bali, 2007
  • Das Klimaabkommen von Kopenhagen, 2009
  • Das Pariser Klimaabkommen von 2015

Auf den ersten Klimakonferenzen wurden vor allem Informationen und Perspektiven ausgetauscht und mögliche Maßnahmen diskutiert. Aber der rasch voranschreitende Klimawandel führte dazu, dass auf den folgenden Konferenzen konkrete Maßnahmen beschlossen wurden. Diese wurden zuerst als anzustrebende, freiwillige Ziele formuliert und in späteren Vereinbarungen dann auch in verbindlichen Protokollen festgehalten.
Dabei sind vor allem die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Maßnahmen zu nennen, auf die sich 2015 mehr als 190 Staaten verständigt haben.

Ziel der Maßnahmen ist es, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Insbesondere soll dadurch die Erderwärmung langfristig gestoppt werden. Die Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen, werden allgemein als Klimaziele bezeichnet. Welche sind dies im Einzelnen?

Klimaziele

Welches sind die Klimaziele und wie sollen sie erreicht werden?
Die Staaten der Erde haben sich in den letzten Jahren auf eine Reihe von Klimazielen geeinigt. Dazu gehören vor allem:

  • Die Begrenzung der globalen Erderwärmung
  • Die Reduktion der Treibhausgasemissionen
  • und schließlich die Klimaneutralität, also Netto Null Emissionen bei allen Treibhausgasen

1,5 Grad Ziel

Eines der wichtigsten Ziele ist dabei die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad. Als Referenzwert wurde dabei der Mittelwert für die vorindustrielle Zeit (1850 bis 1900) festgelegt. Die globale und jährliche Durchschnittstemperatur soll in Zukunft nicht stärker als 1,5 Grad gegenüber diesem Referenzwert ansteigen.

Dieser Temperaturanstieg um 1,5 Grad wird von den meisten Experten als Wert angesehen, der zwar regional starke Veränderungen bewirkt, aber global wahrscheinlich nicht zu katastrophalen Auswirkungen führt.

Die globale mittlere Jahrestemperatur war 2020 im Vergleich zum Jahr 1880 bereits um 1,2 Grad gestiegen. Wir befinden uns also schon sehr nah an dieser Grenze, und in manchen Teilen der Welt ist die Grenze von 1,5 Grad teilweise schon deutlich überschritten, siehe hierzu auch den Artikel:


Netto Null Emissionen

Ob das 1,5 Grad Ziel erreicht wird, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Emissionen an Treibhausgasen reduziert werden. Dabei muss letztendlich das weitere Ansteigen der Temperatur in einem gewissen Zeitrahmen gestoppt werden. Dies ist nur durch Klimaneutralität, also Netto-Null Emissionen zu erreichen.

Es lässt sich hierfür durch Klimamodelle auch ein genauer Zeitraum berechnen. Aktuell (Stand: August 2023) sind dies 5 Jahre und etwa 10 Monate. Das heißt, die Welt kann die derzeitigen Treibhausgasemissionen nur noch für weniger als 6 Jahre beibehalten. Danach würden die bereits emittierten Treibhausgase sicher zu einer Erwärmung von mehr als 1,5 Grad führen.

Ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 2 Grad wird als katastrophal eingeschätzt. Die Auswirkungen auf das Klimasystem, die Lebensbedingungen und wirtschaftliche Kreisläufe wären dramatisch. Auch würde der Meeresspiegel so stark ansteigen, dass viele Städte und Inseln, ja sogar ganze Staaten von der Landkarte verschwinden würden.

Weitere wichtige Ziele

Des Weiteren gibt es im Klimasystem verschiedene Kipppunkte, die möglichst nicht überschritten werden sollten. Dazu gehören zum Beispiel das Schmelzen der Gletscher und der Eisflächen in der Arktis und Antarktis, oder das Abbrechen des Golfstroms. Auch das Überschreiten dieser Kipppunkte soll durch die Maßnahmen zum Erreichen der Klimaziele möglichst verhindert werden.

Hierauf gehen wir genauer in diesem Artikel ein:


Zeitrahmen

Aufgrund des voranschreitenden Klimawandels müssen die Klimaziele in einem gewissen Zeitrahmen erreicht werden. Ein Erreichen von Netto Null Emissionen erst zum Ende des Jahrhunderts wäre zum Beispiel viel zu spät. Dann wäre der Klimawandel bereits so weit vorangeschritten, dass die Folgen auf globaler Ebene katastrophal wären.
Die Temperatur würde um 4 oder 5 Grad ansteigen, Hitzewellen, Tornados und weitere Extremwetter würden dramatisch zunehmen und der Meeresspiegel würde so weit ansteigen, dass weltweit dichtbesiedelte Küstengebiete überschwemmt würden.

Treibhausgase wie Kohlendioxid bleiben bis zum vollständigen Abbau bis 100 bis 300 Jahre in der Luft und tragen die ganze Zeit über zum Treibhauseffekt bei. Diese lange Lebensdauer der Treibhausgase bedeutet, dass sich die Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen erst in vielen Jahren wirklich bemerkbar machen. Auch aus diesem Grund ist die rasche Umsetzung der Klimaziele geboten.

Umsetzung

Die Klimaziele können nur durch internationale Einigung und Zusammenarbeit erreicht werden. Gleichzeitig müssen die Staaten dabei ihre wirtschaftlichen Notwendigkeiten abwägen und die für sie richtigen Schritte in dem für sie geeigneten Tempo umsetzen. Auch die verschiedenen technischen Möglichkeiten, Entwicklungsstände sowie die natürlichen Ressourcen, insbesondere im Bereich der Energiegewinnung, führen zu unterschiedlichen Strategien und Geschwindigkeiten beim Erreichen der Klimaziele.

Seit 2021 sind wieder alle wichtigen Staaten dem Pariser Klimaabkommen beigetreten. Die USA waren unter Präsident Trump kurzfristig ausgetreten, doch Joe Biden hat diese Entscheidung wieder rückgängig gemacht.
Damit haben sich die Länder mit den meisten Treibhausgasemissionen auf eine starke Reduzierung der Emissionen und auf ein Erreichen der Klimaneutralität verständigt: USA, Kanada, Großbritannien, Australien, China, Indien, Japan, Russland und die 27 Staaten der EU.

Doch beim Tempo und den konkreten Schritten und Maßnahmen gibt es viele Unterschiede. Im Folgenden geben wir einen Überblick der aktuellen Klimaziele der verschiedenen Staaten. Wir fassen zusammen, wie weit die jeweiligen Staaten auf ihrem Weg zum Erreichen der Ziele sind. Und wir diskutieren, ob diese Ziele wirklich ausreichen, um eine globale Klimakrise zu verhindern.

Klimaziele: Können die schlimmsten Folgen des Klimawandels verhindert werden?
Klimaziele: Können sie eine globale Klimakrise verhindern?

Klimaziele 2030

Zuerst ein wichtiger Hinweis zu den verwendeten Daten: Im Folgenden verstehen wir unter dem Begriff Treibhausgasemissionen die Summe aller Treibhausgase, welche unter das Kyoto-Protokoll fallen. Dabei werden die Emissionen als CO₂ äquivalente Emissionen angegeben, das heißt der Klimaeffekt aller Treibhausgase wird auf den entsprechenden Effekt von CO₂ umgerechnet.

EU und Deutschland

Bis zum Jahr 2030 wollen die Staaten der EU die Treibhausgasemissionen um 55 bis 60 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Deutschland hat sich dabei sogar eine Reduzierung um 65 Prozent zum Ziel gesetzt. Wie weit sind die Staaten bisher auf diesem Weg?

Die EU ist nach China und den USA auf Platz 3 der weltweit am meisten Treibhausgas emittierenden Staaten bzw. Staatengemeinschaften. Die Emissionen der 27 EU-Staaten beliefen sich 1990 auf 4,8 Gigatonnen (pro Jahr). Im Jahr 2021 waren es noch ca. 3,5 Gigatonnen, was einem Rückgang von etwa 25 Prozent in 30 Jahren entspricht.

Deutschland hatte 1990 einen Ausstoß an Treibhausgasen von ca. 1,23 Gigatonnen. Im Jahr 2020 betrugen die Emissionen ca. 740 Millionen Tonnen (bzw. ca. 0,74 Gigatonnen). Das entspricht einem Rückgang von ca. 40 Prozent bzw. fast 500 Millionen Tonnen in 30 Jahren.
Um die angepeilte Reduzierung von 65 Prozent bis 2030 zu erreichen, müssen die Emissionen in 10 Jahren auf ca. 430 Millionen Tonnen, also um weitere 310 Millionen sinken. Gegenüber dem Zeitraum von 1990 bis 2020 müsste das Tempo in der Reduktion der Treibhausgasemissionen also deutlich ansteigen, um das Klimaziel für 2030 zu erreichen.

Und wie sind die Klimaziele außerhalb der EU? Was unternehmen Staaten wie die USA, China und Indien, die für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind?

USA

Die USA wollen bis 2030 den Ausstoß von Treibhausgasen um 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 senken. Mit aktuell ca. 6,3 Gigatonnen pro Jahr (Stand: 2021) sind die USA nach China das Land mit den zweitgrößten Emissionen weltweit. 2005 waren es noch ca. 7,4 Gigatonnen. Damit sind die Emissionen der USA bisher um ca. 15 Prozent (oder ca. 0,9 Gigatonnen) gesunken.

Indien

Mit ca. 3,3 Gigatonnen lag Indien 2021 nach China, den USA und den EU-Staaten auf Platz 4 der weltweit größten Treibhausgasemittenten. Indien hat das Ziel, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 45 % gegenüber dem Wert von 2005 zu senken. Im Jahr 2005 betrugen die Emissionen Indiens ca. 1,8 Gigatonnen. Eine Reduktion um 45 % entspricht damit einem Wert von ca.1 Gigatonne. Um diesen Wert bis 2030 zu erreichen, muss Indien also in ungefähr 10 Jahren die Emissionen um ca. 2,3 Gigatonnen reduzieren.

Informationen und genauere Daten zu den Treibhausgasemissionen, deren Entwicklung und der Zusammenhang mit den Klimazielen sind in diesem Artikel zusammengefasst:

Klimaziele 2050

Bis zum Jahr 2050 möchte die EU Klimaneutralität erreichen. Das bedeutet, die Emissionen an Treibhausgasen dürfen deren Abbau durch natürliche und künstliche Senken nicht überschreiten. Deutschland will dieses Ziel bereits 2045 erreichen.

Auch die USA haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Wird dies gelingen? Und was bedeutet Klimaneutralität im Jahr 2050 für den Klimawandel? Wird es ausreichen, um die globale Klimakrise abzuwenden?

Klimaziele 2060 und 2070

China will bis 2060 den Ausstoß von Treibhausgasen um 60 bis 65 Prozent gegenüber 2005 reduzieren. Mit ca. 14,3 Gigatonnen pro Jahr (Stand: 2019) hat China weltweit die mit Abstand größten Treibhausgasemissionen. Andererseits ist China auch das Land, das am meisten in erneuerbare Energien (insbesondere Solarenergie) investiert.
Indien hat das Ziel, bis 2070 klimaneutral zu werden.

Ist das 1,5 Grad Ziel erreichbar?

Ohne einem Ausstieg aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen würden die Treibhausgasemissionen zu einer weiteren Verstärkung des Treibhauseffekts führen. In der Folge würden die Temperaturen bis Ende dieses Jahrhunderts (2100) um 4 bis 8 Grad ansteigen. Dieser Anstieg wäre aufgrund der langen Lebensdauer der Treibhhausgase nicht aufzuhalten.

Und auch danach würde der Temperaturanstieg weiter voranschreiten, da sich die Treibhausgase weiter in der Atmosphäre befinden und deren Auswirkungen auf das Kilmasystem über die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte andauern. Ein Szenario, das nach übereinstimmender Meinung der Wissenschaft zu globalen Katastrophen führen würde und auch sogar das Überleben der Menschheit insgesamt gefährden kann.

Das wichtigste Klimaziel ist deshalb die Begrenzung der globalen Erwärmung. Auf der Klimakonferenz von Paris im Jahr 2015 hat man sich als ZIel gesetzt, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen (gegenüber dem Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900). Aber kann dieses Ziel erreicht werden?

Quellen
Wikipedia: Klimarahmenkonvention
Wikipedia: UN Klimakonferenz, Berlin 1995
European Commission, Joint Research Centre, Olivier, J., Guizzardi, D., Schaaf, E., et al., GHG emissions of all world : 2021 report, Publications Office, 2021, https://data.europa.eu/doi/10.2760/074804
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672
https://de.wikipedia.org/wiki/Klimaschutz
https://de.wikipedia.org/wiki/Klimapolitik
Wikipedia: 1,5 Grad-Ziel
Wikipedia: 2 Grad-Ziel
https://www.reuters.com/business/cop/how-close-are-we-passing-15-degrees-celsius-global-warming-2022-11-14/
https://news.mit.edu/2023/explained-climate-benchmark-rising-temperatures-0827
https://www.bbc.com/news/science-environment-65602293

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